In diesem Beitrag erfahrt ihr, was ihr wissen und beachten solltet, wenn ihr euch als Rollstuhlfahrer per Flugzeug in schöne Gefilde begeben wollt.
„Warum in die Ferne schweifen?“ – diese rhetorische Frage kennen wohl viele von euch. Die Antwort ist simpel: Fernreisen können die genialste Urlaubsform überhaupt sein. Schon deshalb, weil fernab von Deutschland einige der atemberaubendsten Orte der Erde liegen. Australien, Dubai, Hawaii, Kanada, Jamaika – die Liste ließe sich endlos weiterführen. Denn so viele großartige Ziele liegen auf anderen Kontinenten und erwarten euch.
Doch so schön ein Urlaub dort sein mag, so können zumindest An- und Abreise aufgrund der schieren Distanzen ziemlich anstrengend sein. Ihr benötigt zeitweilig oder dauerhaft einen Rollstuhl? Dann kann die Angelegenheit nochmals komplexer werden. Was euch zwischen Flughafen und Stadtrundfahrt erwarten kann, zeigen wir euch jetzt.
Barrierefreie Tipps für Fernreisen
- Deutschland ist nicht überall: Das Thema Barrierefreiheit
- Fliegen geht auch ohne private Begleitperson
- Zwischen Flughafentür und Airliner-Sitz: Das kommt rund um den Flug auf euch zu
- Elektro-Rollstühle in Flieger und Ausland
- Hotels und Transporte vor Ort: Frühzeitig informieren und buchen
- Touristenattraktionen aus der Rolli-Perspektive: So verschafft ihr euch Luft
- Keine Angst vor Rost und Sand im Getriebe? Mit dem Rollstuhl am Strand
- Unser Fazit
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Deutschland ist nicht überall: Das Thema Barrierefreiheit
Wenn ihr euch per Rolli fortbewegt, kennt ihr sicherlich die bestehenden Schwachstellen, was das Thema Barrierefreiheit anbelangt. Wohl hat Deutschland diesbezüglich diverse Normen und Vorgaben aufgestellt und ist in letzter Zeit vielfach besser geworden. Im Alltag allerdings, gibt es für Rollstuhlfahrende noch mehr als genug Hindernisse.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch diesbezüglich auch einmal anschauen, was die Vereinten Nationen dazu sagen. Deren Behindertenrechtskonvention stellt nicht nur selbstverpflichtende Mindestvorgaben auf (zu denen sich aktuell schon 186 Nationen bekennen), sondern es wird auch regelmäßig geprüft, wie die Staaten sie umsetzen.
Um es kurz zu machen: Bei den Punkten, die das tägliche Leben betreffen, steht Deutschland eher schlecht dar. Etwa Artikel 9 „Zugänglichkeit“. Da bekamen wir bei der jüngsten Prüfung 2023 eine Note „E“ – A wäre die Bestnote, H die schlechteste.
Viele deutsche Städte sind demnach nicht ausreichend rollstuhlgerecht. Doch dazu gibt es bereits einige Lösungsansätze, unter anderem abgesenkte Bordsteine, Rampen und Aufzüge an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen sowie breite Gehwege. Diese und weitere Elemente sind essenziell dafür, sich in der Stadt barrierefrei und vollkommen eigenständig fortbewegen zu können.
Vielleicht werdet ihr euch fragen: Wenn es in einer der wichtigsten Wirtschaftsnationen schon eher schlecht um die Barrierefreiheit bestellt ist, wie mag es dann erst andernorts aussehen? Und wenn ihr schon diese – verständliche – Frage stellt, dann schließt sich wahrscheinlich rasch die nächste an: Solltet ihr euch eine Fernreise überhaupt antun?
Unsere Antwort ist ein deutliches Ja. Denn was die Rollstuhlfreundlichkeit anbelangt, sind
- verschiedene andere Staaten,
- diverse Großstädte,
- touristisch relevante Orte sowie
- u. a. Hotels und Flughäfen
teils erheblich besser aufgestellt. Das sind unter anderem die USA, Kanada, Japan, Australien, Singapur, Neuseeland. Dazu Städte wie Taipeh, Kuala Lumpur oder Hong Kong.
Das bedeutet unterm Strich Folgendes:
- Es gibt auf jedem Kontinent viele charmante Reiseziele, in denen es um die Barrierefreiheit ähnlich bestellt ist wie hierzulande. Heißt, wenn ihr zuhause zurechtkommt, wird eure Fernreiseerfahrung diesbezüglich zumindest nicht schlechter sein.
- Ebenso gibt es viele Ziele, bei denen es besser aussieht, mitunter sogar erheblich besser. Zum allgemeinen Genuss von Urlaubserlebnis und Alltagspause kommt dort daher noch hinzu, es einmal so richtig genießen zu können, mit eurem Rollstuhl einfach besser zurechtzukommen.
Dazu ist noch zu bedenken: Andere Länder – andere Kulturen. Vielerorts sind die Einheimischen deutlich hilfsbereiter und rücksichtsvoller eingestellt. Das alles spricht absolut dafür, euch mitsamt manuellem oder elektrischem Rollstuhl an einen internationalen Airport zu begeben.
Fliegen geht auch ohne private Begleitperson
Barrierefreiheit ist eine Sache. Eine ganz andere ist es jedoch, zumindest in erwartbar komplexen Situationen eine unterstützende Person an seiner Seite zu wissen, die nicht auf den Rollstuhl angewiesen ist. Denkt dazu bloß an die engen Gänge in einem Flieger.
Doch auch diesbezüglich können wir etwaige Sorgen bei euch zumindest reduzieren, vielleicht sogar völlig aus der Welt schaffen. Schaut euch dazu folgende Punkte an:
- Was internationale Flughäfen anbelangt, könnt ihr davon ausgehen, dort weitestgehend mit dem Rollstuhl allein zurechtzukommen. Falls nicht, dann könnt ihr immer auf Unterstützung der Airport-Angestellten vertrauen. Checkt nur mit genügend Vorlaufzeit, ob das spontan möglich ist. Am Flughafen Frankfurt etwa müsst ihr Betreuungsbedarf bis spätestens 48 Stunden vor Abflug anmelden.
- Prüft schon vor der Buchung, was die Airline anbietet. Fragt dazu gern die Rollstuhl-Community nach Erfahrungen. Kontaktiert ebenfalls die Fluglinien direkt und fragt nach.
Hauptgrund: Nicht alle haben perfekt eingespielte Prozesse und geschultes Personal. Ebenso gibt es teils beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Flugzeugmodellen.
Die Lösung ist hier ganz eindeutig: Macht alles mit genügend Vorlaufzeit, fragt nach und kündigt mit präzisen Details an. Umso reibungsloser verläuft erfahrungsgemäß alles, selbst wenn ihr keine Begleitperson mitnehmt. Bedenkt dabei immer, dass laut der WHO 80 Millionen Menschen weltweit einen Rollstuhl benötigen. Das ist 1 Prozent der Erdbevölkerung. Flughäfen und -linien sind deshalb schon aus reinem Profistreben gezwungen, euch zu helfen. Eine so große Zielgruppe kann man nicht ignorieren.
Zwischen Flughafentür und Airliner-Sitz: Das kommt rund um den Flug auf euch zu
Das Taxi setzt euch mit viel Vorlaufzeit vor dem korrekten Terminal ab, ihr bekommt euer Gepäck – und sitzt vielleicht jetzt allein inmitten eines ziemlichen Menschenandrangs. Dazu noch Reisefieber und der Stresspegel steigt an. Doch keine Sorge, fast immer verläuft es folgendermaßen bzw. solltet ihr es so angehen:
- Ihr fahrt ins Terminal und steuert sofort den nächstbesten Service- oder Infopunkt an. Dort erläutert ihr den Flughafenmitarbeitern, wofür ihr Hilfe benötigt. Falls ihr euch, wie bereits angesprochen, schon im Vorfeld angekündigt habt, dann erwähnt das.
Unser Tipp: Auch wenn ihr im Alltag problemlos allein zurechtkommt, solltet ihr eine Unterstützungsperson nicht abweisen. Denn mit der an eurer Seite kommt ihr durch vieles erheblich schneller und komfortabler durch als alle anderen Passagiere. - Vielfach habt ihr an dem Punkt die Wahl, wie ihr es mit eurem privaten Rolli handhaben möchtet. Er wird zwar mitunter (falls zu sperrig für die Kabine) als Sperrgepäck im Laderaum mitfliegen, meist könnt ihr euch aber aussuchen, an welchem Punkt des Prozederes ihr auf ein anderes Modell umsteigen möchtet. Es ist also nicht unbedingt nötig, ihn schon zusammen mit eurem restlichen Reisegepäck aufzugeben, das kann auch noch am Gate geschehen.
Unser Tipp: Seid pragmatisch und nehmt die komfortabelste Lösung. Bedenkt, dass sich die Strecke bis ans Gate ziemlich ziehen kann. - Lasst euch bei einer Fernreise unbedingt bei den Tickets helfen. Denn vielfach funktioniert der Check-In nur noch an Computerterminals und deren Scanner für euren (beim Verlassen der EU zwingend nötigen) Reisepass und die Eingabeprozeduren können gerne etwas störrisch sein.
- Gebt eurer Gepäck möglichst frühzeitig auf. Einfach, damit ihr es „aus den Füßen“ habt. Vergewissert euch bei der Gelegenheit unbedingt nochmal, ob ihr nichts in den Staumöglichkeiten des Rollstuhls vergessen habt, was womöglich nicht durch die Sicherheitskontrolle darf.
- Falls ihr nicht noch die an jedem Flughafen vorhandenen Shopping-Möglichkeiten wahrnehmen wollt, dann geht es nun durch die Sicherheitskontrolle. Als Dauer-Rollifahrer, der nicht aufstehen kann, um sich in den üblichen Körperscanner zu stellen, werdet ihr meist durch einen gesonderten Bereich geschleust. Dort machen die Sicherheitsbeamten es dann manuell. Sie tasten euch also ab, checken den Rollstuhl und benutzen den Metalldetektor, während euer Handgepäck und alle anderen Dinge aus euren Taschen durch das Röntgengerät laufen.
Unser Tipp: Falls ihr zeitweise auf Dinge wie Kopfstütze und Knieschoner verzichten könnt, dann lasst sie abnehmen und wie das Handgepäck behandeln. Wenn ihr den Stuhl mit in die Kabine nehmt, könnt ihr dadurch teils erheblich leichter rangieren und die Teile werden vor Beschädigungen geschützt. - Hinter der Sicherheitskontrolle wartet dann für euch als die EU Verlassende unter anderem die Duty-Free-Einkaufswelt. Alle möglichen Dinge zwischen Parfums, Alkoholika und Zigaretten, aber zollfrei.
Unser Tipp: Seid euch bewusst, dass generell alles (auch herkömmliche To-Go-Speisen) hinter der Schleuse meist ziemlich teuer ist. Falls ihr hungrig oder durstig seid und mehr braucht, als durch die Schleuse darf, ist es für euren Geldbeutel besser, im „ungesicherten“ Flughafenbereich zu schlemmen.
Wenn ihr dann am Gate ankommt und eure Hilfsperson es nicht sowieso macht, solltet ihr den dortigen Schalter eurer Airline ansteuern. Erfahrungsgemäß macht es die Sache einfacher, wenn ihr denen ebenfalls nochmal alles erläutert – auch das, was ihr an Unterstützung angekündigt habt.
Was euren Stuhl anbelangt, gibt es jetzt meist zwei Möglichkeiten: Falls das Modell „passt“, könnt ihr damit bis in die Kabine gelangen. Falls nicht, werdet ihr spätestens jetzt auf einen schmaleren Kabinenrollstuhl wechseln. In dem Fall wird euer Privatstuhl als letztes verladen und dadurch im Zielland als erstes wieder ausgeladen.
Noch ein paar wichtige Hinweise:
- Sprecht nach dem Einsteigen nochmals im Detail mit dem Kabinenpersonal ab, wie es in Sachen Toilettennutzung aussieht. Auf Langstreckenflügen gibt es praktisch ausnahmslos eine barrierefreie Toilette an Bord. Hilfe durch die Flugbegleiter gibt es jedoch nur bis zur Tür. Dahinter müsst ihr allein zurechtkommen.
- Zieht euch unbedingt bequem und nach dem Zwiebelprinzip an. Ob es euch zu warm oder kalt ist, kann sich schon von Sitzplatz zu Sitzplatz ziemlich unterscheiden.
- Falls bei euch noch bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten und dergleichen hinzukommen, sprecht noch vor der Buchung mit der Airline. Ohne weitere Infos werdet ihr (wenigstens in der Economy-Class) meist nur die Wahl zwischen einem herkömmlichen und einem vegetarischen Gericht haben.
Elektro-Rollstühle in Flieger und Ausland
Die bisherigen Infos galten weitestgehend für manuelle Rollis. Wenn ihr ein elektrisch betriebenes Modell nutzt, wird es etwas komplexer:
- Tragt für die Buchung so viele Infos wie möglich über euren Stuhl zusammen. Insbesondere über die Art und Kapazität der Batterie – die ist das wesentliche „Problemteil“ an Bord. Ihr werdet höchstwahrscheinlich eine schriftliche Sondergenehmigung der Airline benötigen.
- Packt am besten alles, was sich von Sitzkissen bis Steuerkonsole leicht demontieren lässt, ins aufgegebene Gepäck. Wickelt empfindliche Teile (etwa den Joystick) unbedingt großzügig in Luftpolsterfolie ein. Fragt bei der Fluglinie nach, ob ihr das machen müsst oder ob sie euch hilft – auch mit den Materialien.
- Recherchiert in der Betriebsanleitung oder fragt direkt beim Hersteller eures Rollstuhls nach, welche Netzspannung und Netzfrequenz für das Aufladen gestattet sind. Findet zudem heraus, was diesbezüglich in eurem Zielland gilt – und welche Netzstecker dort gängig sind. Je nach Modell tut es ein simpler Reisestecker, mitunter benötigt ihr jedoch andere Hardware.
- Nehmt unbedingt alle relevanten Papiere in Kopie mit auf den Trip. Am besten in einer englischsprachigen Übersetzung. Damit habt ihr immer etwas zum Vorzeigen, falls Flughafen- oder Hotelpersonal oder andere Dritte womöglich wichtige Details wissen müssen.
Euer Fernreiseziel ist klimatisch deutlich anspruchsvoller als unsere mitteleuropäischen Gefilde? Dann solltet ihr das ebenfalls mit eurem Hersteller absprechen. Beispielsweise könnte der Akku merklich kürzer durchhalten als ihr es von zuhause gewohnt seid.
Hotels und Transporte vor Ort: Frühzeitig informieren und buchen
Ihr habt vielleicht im bisherigen Textverlauf zwischen den Zeilen bereits eines festgestellt: Das mit Abstand wichtigste ist es, einfach nur alles mit viel mehr Vorlaufzeit zu planen, zu erfragen und Informationen auszutauschen. Das gilt ganz genau so auch für eure Unterkunft und die Mobilität vor Ort.
Wenn ihr aus dem Flieger rollt, dann wird euch das Personal der Airline oder des Zielflughafens in der Regel bis an den Ausgang helfen. Danach seid ihr auf euch gestellt. Klärt also noch vor Abflug solche relevanten Dinge wie den Transfer zum Hotel mit einem rollstuhlgerechten Taxi und natürlich ein wirklich barrierefreies Hotel ab.
Dazu können wir euch nur raten: Verlasst euch nicht (nur) auf Eigenbekundungen der Häuser. Lest stattdessen Reviews von anderen Rollstuhlfahrern, wendet euch mitunter von Anfang an einen Spezialvermittler für rollstuhlgerechte Fernreisen. Scheut euch außerdem nie, Folgendes zu googeln: „Hotelname + genauer Ort + wheelchair accessible“.
Ebenfalls kann es je nach Location helfen, bereits vorab nach Dienstleistern zu suchen, die sich darauf spezialisiert haben, Touristen mit Handicap zu helfen. Eine gute erste Anlaufstelle dafür sind örtliche Touristeninformationsstellen.
Wichtig: Ihr selbst wisst, wie sehr das Internet euch eine wunderbar glatte Fahrbahn vor die Räder legen kann. Nutzt das unbedingt auch für eure Fernreise aus. Konkret mit Google Maps. Das Unternehmen betreibt einen gigantischen Aufwand, um nicht nur die ganze Welt aus der Luft zu fotografieren, sondern ebenso aus Fußgängerperspektive.
Nutzt deshalb die Street-View-Funktion und schaut euch zuvor an, was davon bereits weltweit abgedeckt wird. Die Bilder mögen zwar nicht zwingend brandaktuell sein. Sie sind aber absolut großartig, um euch von zuhause einen ersten Eindruck der Straßen und Gehwege an eurem Urlaubsort zu machen und zu schauen, wie gut oder schlecht sie eurer Erfahrung nach mit dem Rollstuhl zu bewältigen wären.
Touristenattraktionen aus der Rolli-Perspektive: So verschafft ihr euch Luft
Wenn eure Augenhöhe bei euren alltäglichen Wegen ein gutes Stück tiefer liegt als das der gehenden Passanten, dann mag das noch vertretbar sein – ihr betreibt schließlich kein Sightseeing. Wenn ihr allerdings all die Kosten und Mühen in die Waagschale werft, um nach New York, in die Karibik oder nach Asien zu reisen, dann solltet ihr diese natürlich auch dort bestehende Tatsache nicht einfach so akzeptieren.
Mancherorts werden die Menschen aufmerksam bzw. höflich genug sein, um euch von selbst Platz zu machen, damit ihr an eine Position fahren könnt, von der aus ihr besser seht. Erfahrungsgemäß muss man sich aber als Rollifahrer gerade an den touristischen Hotspots mit hoher „Instagramability“ oftmals selbst helfen. Einfach, weil dort viele andere Touristen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.
Was ihr dazu benötigt, ist schnell aufgezählt:
- Ein für den Moment ein wenig heruntergeschraubtes Höflichkeitsniveau.
- Den Willen, eure Stimmbänder mit nötigenfalls ordentlicher Lautstärke einzusetzen.
- Das international verständliche „Excuse me, please?!“ halb fragend, halb fordernd ausgesprochen. Eventuell noch ergänzt um eine gleichlautende Aussage in Landessprache.
Es ist ganz einfach: Bei einem durchschnittlich großen stehenden Erwachsenen befinden sich die Augen etwa 160 (Frauen) bis 173 (Männer) Zentimeter über dem Boden. Bei einem sitzenden Erwachsenen sind es im Schnitt nur noch 80 bis 85 Zentimeter. Macht also mitunter fast 1 Meter Unterschied. Diesen wettzumachen, ist nicht mehr als euer gutes Recht, das ihr dementsprechend nötigenfalls lautstark einfordern solltet. Falls ihr irgendwo mit dem Rollstuhl aus eigener Kraft nicht gut hinkommt, solltet ihr obendrein nicht zögern, jemanden um Hilfe zu bitten. Das ist für diese Person kein großer Umstand. Für euch macht es jedoch mitunter den Unterschied zwischen einer schönen Erinnerung samt Urlaubsfoto aus – und einem Blick auf lauter Rücken vor euch stehender Menschen.
Keine Angst vor Rost und Sand im Getriebe? Mit dem Rollstuhl am Strand
Für den Fall, dass euch eure Fernreise ans Meer führt, sind diese drei Dinge besonders relevant:
- Sand ist locker und hat deshalb eine sehr geringe Tragkraft. Gleichsam sind die Reifen der allermeisten Rollstühle ziemlich schmal. Zusammen ergibt das einen recht hohen Bodendruck pro Flächeneinheit. Einfach gesprochen: Auf losem Sand kann ein Rolli ähnlich schnell einsinken wie ein Fahrrad.
- Sand ist ziemlich feinkörnig. Er hat deshalb die unangenehme Eigenschaft, an feuchten Oberflächen zu haften und bis in tiefste Ritzen einzudringen. Das ist vor allem bei Dingen kritisch, die sich widerstandsfrei drehen müssen – primär eure Radlager, eventuell noch Antriebswellen und Ähnliches.
- Salzwasser ist elektrisch hervorragend leitfähig. Weniger ein Problem für eure meist abgedichtete Elektrik, sondern vor allem, was Rost anbelangt. Nichts bringt Eisenmetalle rascher zum Rosten als Salzwasser und salzige Meeresluft.
Bedeutet das, ihr müsst auf das Strand-Feeling verzichten? Nicht zwingend. Verschiedene barrierefreie Hotels und ganze Urlaubsorte haben ihre Strandbereiche bereits rollstuhlgerecht gemacht, etwa durch spezielle Untergründe. Wo nicht, gibt es mitunter spezielle Strandrollstühle zu leihen oder zu kaufen.
Ebenfalls existieren vielfach spezielle Schwimmangebote für Rollstuhlfahrer. Nur eines solltet ihr wirklich nicht tun, selbst wenn es funktionieren würde: Den Rolli der Salzflut aussetzen. Sogar wenn ihr ihn hinterher wascht, ist das Wasser wahrscheinlich in die Lager eingedrungen und wird darin sein rostiges Werk beginnen.
Unser Fazit
Könnt ihr als Rollstuhlfahrer eine Fernreise antreten? Ganz klares Ja. Denn es kommt dabei in der Hauptsache darauf an, alles mit mehr Vorlaufzeit zu planen und zu regeln – also so, wie ihr es wahrscheinlich bereits aus dem Alltag kennt. Zudem solltet ihr bedenken, dass längst viele Ziele überraschend gut auf eure Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Tatsächlich kann ein solcher Trip deshalb mehr als bloß Urlaub vom Alltag sein – sondern auch eine Chance, ein bislang vielleicht völlig ungewohntes Niveau von Barrierefreiheit zu genießen.
„Reisen sollte keine Grenzen kennen – für niemanden. Heute gibt es viele barrierefreie Reiseziele, die es Ihnen ermöglichen, die Welt ohne Einschränkungen zu erleben. Trauen Sie sich, neue Abenteuer zu entdecken, und lassen Sie uns gemeinsam den perfekten Ort finden, der all Ihre Wünsche erfüllt.“
– Janina Paul, Urlaubsberaterin
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